Der Fluch des Berserkers

Nach einem äußerst motivierenden und inspirierenden Dragosien-Treffen gestern abend, gibt es eine kleine Planänderung für den Blog - heute gibt es zum ersten Mal auch Fiktion hier zu lesen: Eine Fantasy-Kurzgeschichte, die ich letztes Jahr mal geschrieben habe, und die eigentlich zu schade ist um auf meiner Festplatte zu versauern :o)
Hoffe sie gefällt! 
Sylvia

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Der Fluch des Berserkers


Als er seine Augen öffnete, drehte sich die Welt um ihn herum. Er blinzelt benommen und versuchte sich zu erinnern. Verschwommen tauchten Bilder von einem Kampf vor seinem inneren Auge auf: schwarz maskierte Gestalten, Schreie, Blut und Lysa. Lysa, sein Ein und Alles. Der blondgelockte Engel, der ihn trotz seines Makels innig liebte und bereit gewesen war, mit ihm zu ziehen. Jetzt erinnerte er sich wieder. Die schwarzen Männer waren gekommen und hatten sie mitgenommen. Letzte Nacht war es ihm endlich gelungen, ihr Versteck ausfindig zu machen.

Mühsam und mit schmerzenden Gliedern richtete sich Theon auf. Der kalte Steinboden, auf dem er gelegen hatte, fühlte sich feucht an. Doch als seine Hand den Boden berührte, spürte er, dass die große Pfützen neben ihm nicht aus Wasser bestand. Es war Blut, dessen süßlicher Geruch ihm in der Nase kitzelte. Mit einem Mal war Theon hellwach. Erschrocken sah er, dass auch seine Rüstung, seine Hände und Waffen blutbesudelt waren. Als er seinen Blick hob und die leblosen Körper bemerkte, die um ihn herum auf dem Boden lagen, wusste er, dass es nicht sein Blut war, oder zumindest nicht nur.

Es war also wieder passiert. Er hatte die Kontrolle verloren und der Berserker in ihm war zum Vorschein gekommen. Wenn die Verwandlung sich vollzog, dann war er anschließend wie in Trance. Die Welt tauchte in rotes Licht, seine Sinne schärften sich und seine Kräfte nahmen zu. Er wurde zur Kampfmaschine, nahezu unbesiegbar. Doch obwohl ihn viele Krieger um seine Gabe beneidete, empfand er sie selbst als Fluch. Er konnte sie nicht kontrollieren und in seinem Zustand nicht unterscheiden, ob er Freund oder Feind niedermetzelte. Keiner war vor ihm sicher – und deshalb hasste Theon seine Berserkerfähigkeit.

Noch bevor Theon all die bruchstückhaften Erinnerungsfetzen zusammengesetzt hatte, durchfuhr ihn ein Gedanke: Lysa. Sie musste hier irgendwo sein! In irgendeinem Verlies, hinter irgendwelchen Türen eingeschlossen musste sie auf ihn warten, seine geliebte Seelenverwandte! Seinen Säbel in der Hand, überquerte Theon das blutige Schlachtfeld in Richtung einer Tür, die er ausgespäht hatte. Plötzlich stockte sein Atem. Hatte er da nicht einen hellen Schimmer zwischen den schwarz vermummten Toten gesehen?

Er blinzelte, doch der helle Streifen war noch immer da. Als er sich der Stelle näherte, wurde es ihm eng um die Kehle. Es waren blonde Locken, die dort unter einer der schwarzen Masken hervorquollen. Blonde Locken wie Lysa sie trug. „Es kann ein Zufall sein“, murmelte Theon. „Sie kann nicht … Warum sollte sie …“ Wie von selbst hatten ihn seine Beine zu der Leiche getragen und er war vor ihr auf die Knie gesunken. Mit zitternden Händen schob er ihr die lederne Maske aus dem Gesicht um in das leblose Gesicht seiner Geliebten zu blicken. Jegliche Farbe war aus den früher so rosenroten Wangen gewichen und ihre blauen Augen waren leer und tot. Ein Schluchzen entfuhr Theons Kehle, ein seltsam schallender Laut in der ausgestorbenen Halle. Zärtlich berührte er die Lippen der Toten, hauchte einen letzten Kuss darauf. Mit Tränen in den Augen heftete er seinen Blick dann auf Lysas Hals. Dort klaffte eine breite Schnittwunde, eine Wunde, die ihm nur allzu bekannt war. Es war ein Säbelwunde, präzise und tief. Er wusste, es war seine Waffe, die in ihr Fleisch gedrungen war und sie getötet hatte. Entschlossen umklammerte er seinen Säbel. „Wir werden uns bald wiedersehen mein Herz“, flüsterte er, ehe er zum letzten Streich ausholte.

Kommentare

  1. Es schweigt heut' Nacht
    Der Mond so rot
    Und meine Königin ist tot
    Wer hat sie umgebracht?

    Kein stilles Wort
    Kein Abschiedssang
    In meinem Herzen wird mir bang
    So einfach geht sie fort

    Ich bin so reich
    Und doch so leer
    Die Königin fehlt mir so sehr
    Und langsam werd' ich bleich

    Es fließt aus mir
    Das rote Blut
    Der Tod kennt weder schlecht noch gut
    So gern wär' ich bei ihr

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  2. Habs grade gelesen, echt ne schöne Geschichte, Kompliment!

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